Trennt sich Comcast von Sky?
Für die Übernahme von Sky zahlte der US-Medienkonzern Comcast im Jahr 2018 rund 33 Milliarden Euro. Ein Analyst der Großbank Wells Fargo rät dem Medienkonzern nun wieder zum Verkauf. Wechselt Sky erneut den Besitzer?
Vor einigen Jahren gab es eine Übernahmeschlacht zwischen den US-Medienkonzernen 21st Century Fox und Comcast. Dabei ging es um die Zukunft von Europas wohl wichtigstem Pay-TV-Betreiber Sky. Der australisch-amerikanische Medienmogul Rupert Murdoch wollte sein Fox-Imperium neu ordnen und Sky anschließend an Disney durchreichen. Dieser Plan ging aber nicht auf, denn Comcast erhielt für rund 33 Milliarden Euro den Zuschlag.
Wirklich Freunde scheint aber bei dem Deal bis heute nicht aufzukommen. Kürzlich äußerte sich beispielsweise Steven Cahall, Analyst der einflussreichen US-Großbank Wells Fargo und riet dem Comcast-Management, sich von Sky zu trennen. Der europäische Pay-TV-Anbieter passe überhaupt nicht zum Geschäft von Comcast, die einzelnen Aktivitäten des Konzerns divergieren stark. Er verwies beispielsweise auf den Comcast-Streamer "Peacock", der sich wie auch Sky im Direct-to-Consumer-Geschäft bewege, wobei Peacock jedoch insgesamt deutlich hinter der Konkurrenz liegt.
Abspaltung von Kabelgeschäft
Cahall schlug vor, dass Comcast sein Kabelgeschäft von den anderen Konzernaktivitäten mit NBCUniversal und Sky abspalten solle. Ziel sei unter anderem eine Erhöhung des Free Cash Flow bzw. eine Umsatzsteigerung. Vor allem könnte sich hierdurch eine Perspektive der Wertsteigerung für das gesamte Unternehmen ergeben. Der Analyst kritisierte außerdem, dass die Bedürfnisse von Sky und Comcast weit auseinandergingen, was zu einem Umsatzrückgang von 15 bis 20 Prozent geführt habe.
Wells Fargo ist in den USA eine sehr renommierte Großbank und die Worte ihrer Analysten haben auch an den Börsen viel Gewicht. Sollten sich darüber hinaus noch weitere Analysten dieser nachvollziehbaren Position anschließen, könnte ein Verkauf von Sky sogar schnell über die Bühne gehen. Doch wird Comcast kaum Interesse haben, seine Beteiligung mit Verlusten zu verkaufen. Es stellt sich also die entscheidende Frage, wer überhaupt für Sky mehr als 33 Milliarden Euro auf den Tisch legen würde. Das Feld potenzieller Übernahmekandidaten ist zumindest aktuell überschaubar.
Zeitpunkt wäre ungünstig
Dass Disney ausgerechnet inmitten herber Verluste durch die Corona-Pandemie derart viel Geld für eine Sky-Übernahme locker macht, gilt als eher unwahrscheinlich. Der Micky-Mouse-Konzern befindet sich selbst gerade in einem tiefen Umbruch und ordnet sein Geschäft neu. Anstelle der Freizeitparks und Kreuzfahrten steht aktuell Streaming ganz im Mittelpunkt. Da passt das lineare Pay-TV-Geschäft von Sky eigentlich nicht wirklich ins Konzept, zumal auch Disney seine eigenen linearen Kanäle mittlerweile in den Hintergrund stellt und sich diesbezüglich bereits von Sky verabschiedet hat.
Auch bei Fox würde Sky vermutlich keine neue Heimat finden, denn der Konzern hat sich weitestgehend von seinem Unterhaltungs- sowie Studiogeschäft getrennt und dieses bereits an Disney verkauft. Interessant könnte ein Deal aber vielleicht für ViacomCBS sein, denn der Medienkonzern ist auch in Europa mit Marken wie Nick, MTV und Comedy Central nach wie vor stark im linearen Fernsehgeschäft vertreten und hat auch viel Erfahrung im Pay-TV-Business. Rein theoretisch könnte natürlich auch ein chinesischer Internetkonzern wie Alibaba mit einer Marktkapitalisierung von rund 580 Milliarden US-Dollar (Stand 2020) Sky aus der Portokasse schlucken, doch ein solches Szenario erscheint eher unwahrscheinlich.
Was ist mit Amazon und Netflix?
Bei Amazon und Netflix gab es gerade kürzlich immer wieder Diskussionen über den Start eines linearen Fernsehkanals. Die Infrastruktur von Sky würde den beiden Konzernen innerhalb Europas völlig neue Optionen verschaffen. Es ist aber äußerst fraglich, ob europäische Wettbewerbshüter einer solchen Übernahme überhaupt zustimmen würden. Man stelle sich vor, ein Internet-Gigant wie Amazon betriebe neben all seinen bisherigen Aktivitäten auch noch einen der wichtigsten Fernsehveranstalter in Europa. Das könnte sich nicht unerheblich auf die Meinungspluralität auswirken, schließlich gehören Sky zum Beispiel in Großbritannien und Italien wichtige Nachrichtensender wie Sky News und Sky TG24.
Zusammenfassend lässt sich beurteilen: Selbst wenn Comcast Sky aktuell wirklich verkaufen will, dürfte es nicht einfach werden, einen solventen Käufer zu finden. Zumal das klassische Geschäft mit linearem Pay TV heute so gar nicht mehr zu den Direct-to-Consumer-Strategien der US-Medienkonzerne passt. Und auch ein nicht-strategischer Investor hätte wohl nicht lange Freude am aktuell eher defizitären Geschäft mit Bezahlfernsehen in Europa.
Quelle; teltarif
Für die Übernahme von Sky zahlte der US-Medienkonzern Comcast im Jahr 2018 rund 33 Milliarden Euro. Ein Analyst der Großbank Wells Fargo rät dem Medienkonzern nun wieder zum Verkauf. Wechselt Sky erneut den Besitzer?
Vor einigen Jahren gab es eine Übernahmeschlacht zwischen den US-Medienkonzernen 21st Century Fox und Comcast. Dabei ging es um die Zukunft von Europas wohl wichtigstem Pay-TV-Betreiber Sky. Der australisch-amerikanische Medienmogul Rupert Murdoch wollte sein Fox-Imperium neu ordnen und Sky anschließend an Disney durchreichen. Dieser Plan ging aber nicht auf, denn Comcast erhielt für rund 33 Milliarden Euro den Zuschlag.
Wirklich Freunde scheint aber bei dem Deal bis heute nicht aufzukommen. Kürzlich äußerte sich beispielsweise Steven Cahall, Analyst der einflussreichen US-Großbank Wells Fargo und riet dem Comcast-Management, sich von Sky zu trennen. Der europäische Pay-TV-Anbieter passe überhaupt nicht zum Geschäft von Comcast, die einzelnen Aktivitäten des Konzerns divergieren stark. Er verwies beispielsweise auf den Comcast-Streamer "Peacock", der sich wie auch Sky im Direct-to-Consumer-Geschäft bewege, wobei Peacock jedoch insgesamt deutlich hinter der Konkurrenz liegt.
Abspaltung von Kabelgeschäft
Cahall schlug vor, dass Comcast sein Kabelgeschäft von den anderen Konzernaktivitäten mit NBCUniversal und Sky abspalten solle. Ziel sei unter anderem eine Erhöhung des Free Cash Flow bzw. eine Umsatzsteigerung. Vor allem könnte sich hierdurch eine Perspektive der Wertsteigerung für das gesamte Unternehmen ergeben. Der Analyst kritisierte außerdem, dass die Bedürfnisse von Sky und Comcast weit auseinandergingen, was zu einem Umsatzrückgang von 15 bis 20 Prozent geführt habe.
Wells Fargo ist in den USA eine sehr renommierte Großbank und die Worte ihrer Analysten haben auch an den Börsen viel Gewicht. Sollten sich darüber hinaus noch weitere Analysten dieser nachvollziehbaren Position anschließen, könnte ein Verkauf von Sky sogar schnell über die Bühne gehen. Doch wird Comcast kaum Interesse haben, seine Beteiligung mit Verlusten zu verkaufen. Es stellt sich also die entscheidende Frage, wer überhaupt für Sky mehr als 33 Milliarden Euro auf den Tisch legen würde. Das Feld potenzieller Übernahmekandidaten ist zumindest aktuell überschaubar.
Zeitpunkt wäre ungünstig
Dass Disney ausgerechnet inmitten herber Verluste durch die Corona-Pandemie derart viel Geld für eine Sky-Übernahme locker macht, gilt als eher unwahrscheinlich. Der Micky-Mouse-Konzern befindet sich selbst gerade in einem tiefen Umbruch und ordnet sein Geschäft neu. Anstelle der Freizeitparks und Kreuzfahrten steht aktuell Streaming ganz im Mittelpunkt. Da passt das lineare Pay-TV-Geschäft von Sky eigentlich nicht wirklich ins Konzept, zumal auch Disney seine eigenen linearen Kanäle mittlerweile in den Hintergrund stellt und sich diesbezüglich bereits von Sky verabschiedet hat.
Auch bei Fox würde Sky vermutlich keine neue Heimat finden, denn der Konzern hat sich weitestgehend von seinem Unterhaltungs- sowie Studiogeschäft getrennt und dieses bereits an Disney verkauft. Interessant könnte ein Deal aber vielleicht für ViacomCBS sein, denn der Medienkonzern ist auch in Europa mit Marken wie Nick, MTV und Comedy Central nach wie vor stark im linearen Fernsehgeschäft vertreten und hat auch viel Erfahrung im Pay-TV-Business. Rein theoretisch könnte natürlich auch ein chinesischer Internetkonzern wie Alibaba mit einer Marktkapitalisierung von rund 580 Milliarden US-Dollar (Stand 2020) Sky aus der Portokasse schlucken, doch ein solches Szenario erscheint eher unwahrscheinlich.
Was ist mit Amazon und Netflix?
Bei Amazon und Netflix gab es gerade kürzlich immer wieder Diskussionen über den Start eines linearen Fernsehkanals. Die Infrastruktur von Sky würde den beiden Konzernen innerhalb Europas völlig neue Optionen verschaffen. Es ist aber äußerst fraglich, ob europäische Wettbewerbshüter einer solchen Übernahme überhaupt zustimmen würden. Man stelle sich vor, ein Internet-Gigant wie Amazon betriebe neben all seinen bisherigen Aktivitäten auch noch einen der wichtigsten Fernsehveranstalter in Europa. Das könnte sich nicht unerheblich auf die Meinungspluralität auswirken, schließlich gehören Sky zum Beispiel in Großbritannien und Italien wichtige Nachrichtensender wie Sky News und Sky TG24.
Zusammenfassend lässt sich beurteilen: Selbst wenn Comcast Sky aktuell wirklich verkaufen will, dürfte es nicht einfach werden, einen solventen Käufer zu finden. Zumal das klassische Geschäft mit linearem Pay TV heute so gar nicht mehr zu den Direct-to-Consumer-Strategien der US-Medienkonzerne passt. Und auch ein nicht-strategischer Investor hätte wohl nicht lange Freude am aktuell eher defizitären Geschäft mit Bezahlfernsehen in Europa.
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Quelle; teltarif