"Sky soll die Nr. 1 im Serienbereich werden"
Fußball ist längst nicht alles - das ist die Devise von Sky-CEO Carsten Schmidt. Im exklusiven Interview mit der GQ spricht er über die große Serien-Offensive des Pay-TV-Senders, das Prestige-Projekt "Das Boot" und die Grenzen des Fußball-Booms im TV.
Auf der Brücke: Carsten Schmidt, hier am Set der neuen Serie "Das Boot", kam 1999 zu Sky und ist seit 2015 Vorstandsvorsitzender
Nach „Babylon Berlin“ startet Sky das nächste Serien-Großprojekt. GQ begleitet CEO Carsten Schmidt zu den Dreharbeiten von „Das Boot“ nach La Rochelle. Ein Gespräch über die Zukunft des Fernsehens und die Neuerfindung des Entertainment-Unternehmens
GQ: Sie haben über diesen Termin gesagt: „Das ist ein ‚big day‘ heute.“ Gehört es mittlerweile dazu, dass der CEO die Filmsets besucht?
Carsten Schmidt: Es beginnt dazuzugehören, und ich gewöhne mich schnell und sehr gern daran. Ich muss aber auch sagen, dass „Das Boot“ eine besondere Faszination auf mich ausübt. Die kreative Atmosphäre hier in La Rochelle direkt mitzubekommen, an so einem historischen Ort, und dann das U-Boot zu sehen, das macht es zu einem doppelten big day. Dieses Projekt ist ein ganz entscheidendes für unser Unternehmen und mir sehr wichtig.
Warum ist es so wichtig?
Wir müssen den Blick der Menschen in Deutschland und die Vorstellung dessen, was Sky ist, verändern, erweitern. Wir sind groß geworden mit sehr guten werbeunterbrechungsfreien Filmen, mit Hollywood-Blockbustern, mit viel Sport und mit einer innovativen Technik, die uns zu einem gewissen Wachstum gebracht hat. Das hat uns zu inzwischen 5,1 Millionen Abonnenten geführt, aber die nächsten fünf Millionen oder mehr werden wir mit dieser Positionierung alleine nicht gewinnen. Deshalb müssen wir Menschen, die sich bisher noch nicht mit uns beschäftigt oder sich gar bewusst gegen uns entschieden haben, noch mehr und bessere Gründe geben, Sky zu wollen.
Wie schon der Kinofilm von 1981 werden auch Teile der Serie im U-Boot-Bunker von La Rochelle gedreht.
Und dafür ist es wichtig, dass wir uns insbesondere mit eigenproduzierten deutschen Serien sehr schnell eine große Bekanntheit, Beliebtheit und ein differenzierendes Qualitätsmerkmal erarbeiten. Das ist uns mit „Babylon Berlin“ hervorragend gelungen. Daran werden wir nun mit weiteren Serienhighlights wie „Das Boot“ oder „Acht Tage“ konsequent anknüpfen. Und genau deswegen ist das Gelingen einer solchen Produktion sehr wichtig – und emotional für mich, weil ich mit diesem Film, den ich als Abiturient in Hamburg in einem Programmkino gesehen habe, ein Stück zurückgehe in meine Jugend.
Wie glücklich sind Sie über den erfolgreichen Start von „Babylon Berlin“?
Wir sind sehr, sehr happy. Und ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich noch zufriedener und noch überraschter bin über den Erfolg, als ich es in meinen kühnsten Träumen erwartet hätte.
Warum?
Ich habe gesagt: „Babylon Berlin“ ist für uns dieses Jahr wichtiger als die Bundesliga! Und damit hätte ich natürlich grandios scheitern können. Und ich habe gesagt: „Erfolg ist für mich nicht die Quote, sondern Erfolg ist, wenn Deutschland darüber spricht!“ Die Reaktionen – sei es von Kritikern, unseren Zuschauern, Mitarbeitern oder Businesspartnern – und die Quoten bestätigen mich darin, dass genau das mehr als gelungen ist. Deutschland spricht über „Babylon Berlin“, viele im In- und Ausland setzen sich damit auseinander.
Ich möchte Sky zur Nr. 1 im Serienbereich machen
Ist es ein großer Unterschied, weil Sie bei Serien mehr Einfluss haben als beim Fußball? Da besitzen Sie nur Übertragungsrechte, den Rest bestimmen die Vereine …
Schöner Vergleich, aber wir haben auch den Fußball über viele Jahre visuell geprägt und arbeiten jeden Tag journalistisch und produktionstechnisch an einem perfekten Ergebnis. Die beste Fußballberichterstattung in Deutschland ist in den Köpfen der Menschen eng mit Sky verbunden. Denselben Erfolg möchte ich mit unserer Serienoffensive in den nächsten drei Jahren erreichen. Ich möchte Sky zu Deutschlands Nr. 1 im Serienproduktionsbereich machen!
Das ist mal eine Ansage!
Ja, das muss mein Ziel sein, sowohl in der Qualität als auch in der Wahrnehmung der Menschen. Das Reizvolle daran ist außerdem, dass wir es damit schaffen, Sky deutlich für neue Zielgruppen attraktiv zu machen: Frauen, jüngere Zuschauer, Menschen aus urbanen Lebensräumen, die uns auch oftmals entgegnen: „Ich habe Sky nicht, weil ich mich nicht für Fußball interessiere.“ Damit will ich ein für alle Mal aufräumen, dafür habe ich drei Jahre Zeit. Sky für jedermann ist im Entstehen.
Schmidt kreiert für Sky jenseits der Bundesliga neue Entertainment-Highlights
© Roderick Aichinger
Setzen Sie verstärkt auf Eigenproduktionen, weil Sie sagen, das ist die Zukunft des Fernsehens – oder weil Sie sich von den immer teurer werdenden Fußballrechten unabhängig machen wollen?
Beides. Wir wissen, dass ein Segment wie Abonnenten-Fernsehen in Deutschland immer mit Sport verbunden sein muss, damit man wirtschaftlich zu maximalem Erfolg kommt. Natürlich beobachten wir Entwicklungen im Sportrechtemarkt. Eine unserer Überlegungen ist es, sich in Zukunft mehr Unabhängigkeit zu erarbeiten. Wie das genau aussieht, wird sich durch unsere Erfolge und unser Tempo bei Eigenproduktionen erweisen. Wir müssen aber auch schauen, dass wir nicht zu weit vor der Welle sind, wir müssen unsere Konsumenten mitnehmen.
Was heißt das?
Alle reden jetzt über die Serien, nun ist aber nicht jede Serie ein Hit. Also müssen wir sehr selektiv bleiben, das Neinsagen nicht verlernen, damit wir hier nicht etwas gefährden, was für die Zukunft ein Ballast wird. Mit „Babylon Berlin“ haben wir eine sehr gute Basis geschaffen. Qualität kennt keine Kompromisse!
Fürs schnelle Medienbusiness zeigen Sie eine außergewöhnliche Kontinuität, 19 Jahre in einer Firma zu sein …
Ich bin ein Mensch, der etwas zu Ende bringen und abliefern möchte. Ich hätte nicht meinen Frieden gefunden, wenn ich ein Unternehmen verlassen hätte, das nicht profitabel ist. Und Sky hat lange gebraucht, um dorthin zu kommen. Ich werde nie vergessen, als mein Vorgänger, Brian Sullivan, 2010 zum Unternehmen kam und wir zusammen nach Hamburg geflogen sind. Er fragte mich: „Carsten, warum bist du noch hier?“ Da sagte ich: „Brian, ich möchte dabei sein, wenn dieses Unternehmen es allen Skeptikern und Pessimisten zeigt und aus Mitleid Neid wird. Das haben wir geschafft. Das ist es, was mich anzündet, was mich jeden Morgen aus dem Bett bringt. Das ist die Mission, für die Mitarbeiter und für das Unternehmen zu zeigen, dass wir nicht der defizitäre Pay-TV-Sender, sondern das führende Entertainment-Unternehmen in Deutschland sind.
Der Preis für Fußball ist nicht unendlich steigerbar
2012 haben Sie die Fußballrechte für 485 Millionen Euro gekauft. Aktuell liegen sie bei 876 Millionen. Wie fühlt sich das für Sie an?
Das fühlt sich beides als Erfolg an, weil die Zahlen als solches nichts bedeuten. Die Summen muten – wie auch die Ablöse von 222 Millionen Euro für Neymar – einfach groß und ungewohnt an. Wichtig ist aber der Plan, der beschreibt, wie man das Geld im Sinne des Unternehmens einsetzt und Werte schafft. Sky ist es gewohnt, auch mit wuchtigen Investitionen sehr erfolgreich weiterzuarbeiten und weiterzuwachsen.
Lässt sich der Preis für Fußball unendlich in die Höhe treiben?
Nein, aus meiner Sicht ist er nicht unendlich steigerbar, wenn man ernsthafte Partnerschaften hat. Möglicherweise gibt es aber Unternehmen, die mit dem Fußball im eigentlichen Sinne nicht das Geschäft machen möchten, dann entsteht eine Sondersituation. Aber vielleicht will der Fußball ein solches Hyperwachstum auch gar nicht mehr. Es läuft gerade eine Debatte in Deutschland, die sehr interessant ist …
Carsten Schmidt und GQ-Chefredakteur Tom Junkersdorf
© Roderick Aichinger
Und zwar welche?
Ob sich der Fußball auf die neuen Player, die langsam schon in die Märkte eingetreten sind oder ihren Eintritt prüfen, mittel- und langfristig verlassen kann. Gerade in Deutschland sind vertrauensvolle Partnerschaften immer noch sehr gefragt. Ich erwarte, dass der deutsche Fußball hier weiter sehr verantwortungsbewusst vorgehen wird und nicht dem schnellen Geld zu jeder Kondition den Vorrang einräumt.
Ärgert es Sie, dass Sie 876 Millionen Euro für Fußballrechte bezahlen und trotzdem nicht in die Kabinen dürfen – da machen die Spieler lieber alle selbst ihre Social-Media-Videos und damit ihre Eigenvermarktung.
Das ist und bleibt falsch! Und es ist kontraproduktiv, aber ich bin Realpolitiker. Unnachgiebig kritisch bin ich aber mit den Aktivitäten der Clubs, die zusehends selbst Programme entwickeln und dafür auch Zeit von ihren Spielern und Trainern abfordern. Da ist für mich eine Grenze überschritten, weil uns als wirtschaftlich ins Risiko gehenden Partner diese Zeit dann eben nicht mehr zur Verfügung steht und unsere Berichterstattung dadurch mehr und mehr eingeschränkt wird, indem wir weniger Zugang haben zu der journalistischen Betrachtung, die der Zuschauer unabhängig, nicht geprägt durch eine Vereinsbrille, erwartet und für die er zahlt. Dieser Trend gefällt mir nicht und er muss korrigiert werden.
Wie sehen Sie die Konkurrenz mit Netflix, Amazon Prime und anderen Streamingdiensten?
Zum einen haben wir mit Sky Ticket bereits ein hervorragendes Streamingprodukt, das wir im nächsten Jahr noch besser machen wollen. Zum anderen ist Wettbewerb immer etwas, was die Sinne schärft, Höchstleistungen zu bringen. Ich möchte lieber Erster sein in einem kompetitiven Markt, als ganz allein in einem Segment unterwegs zu sein.
Quelle; GQ-magazin
Fußball ist längst nicht alles - das ist die Devise von Sky-CEO Carsten Schmidt. Im exklusiven Interview mit der GQ spricht er über die große Serien-Offensive des Pay-TV-Senders, das Prestige-Projekt "Das Boot" und die Grenzen des Fußball-Booms im TV.
Du musst angemeldet sein, um Bilder zu sehen.
Auf der Brücke: Carsten Schmidt, hier am Set der neuen Serie "Das Boot", kam 1999 zu Sky und ist seit 2015 Vorstandsvorsitzender
Nach „Babylon Berlin“ startet Sky das nächste Serien-Großprojekt. GQ begleitet CEO Carsten Schmidt zu den Dreharbeiten von „Das Boot“ nach La Rochelle. Ein Gespräch über die Zukunft des Fernsehens und die Neuerfindung des Entertainment-Unternehmens
GQ: Sie haben über diesen Termin gesagt: „Das ist ein ‚big day‘ heute.“ Gehört es mittlerweile dazu, dass der CEO die Filmsets besucht?
Carsten Schmidt: Es beginnt dazuzugehören, und ich gewöhne mich schnell und sehr gern daran. Ich muss aber auch sagen, dass „Das Boot“ eine besondere Faszination auf mich ausübt. Die kreative Atmosphäre hier in La Rochelle direkt mitzubekommen, an so einem historischen Ort, und dann das U-Boot zu sehen, das macht es zu einem doppelten big day. Dieses Projekt ist ein ganz entscheidendes für unser Unternehmen und mir sehr wichtig.
Warum ist es so wichtig?
Wir müssen den Blick der Menschen in Deutschland und die Vorstellung dessen, was Sky ist, verändern, erweitern. Wir sind groß geworden mit sehr guten werbeunterbrechungsfreien Filmen, mit Hollywood-Blockbustern, mit viel Sport und mit einer innovativen Technik, die uns zu einem gewissen Wachstum gebracht hat. Das hat uns zu inzwischen 5,1 Millionen Abonnenten geführt, aber die nächsten fünf Millionen oder mehr werden wir mit dieser Positionierung alleine nicht gewinnen. Deshalb müssen wir Menschen, die sich bisher noch nicht mit uns beschäftigt oder sich gar bewusst gegen uns entschieden haben, noch mehr und bessere Gründe geben, Sky zu wollen.
Du musst angemeldet sein, um Bilder zu sehen.
Wie schon der Kinofilm von 1981 werden auch Teile der Serie im U-Boot-Bunker von La Rochelle gedreht.
Und dafür ist es wichtig, dass wir uns insbesondere mit eigenproduzierten deutschen Serien sehr schnell eine große Bekanntheit, Beliebtheit und ein differenzierendes Qualitätsmerkmal erarbeiten. Das ist uns mit „Babylon Berlin“ hervorragend gelungen. Daran werden wir nun mit weiteren Serienhighlights wie „Das Boot“ oder „Acht Tage“ konsequent anknüpfen. Und genau deswegen ist das Gelingen einer solchen Produktion sehr wichtig – und emotional für mich, weil ich mit diesem Film, den ich als Abiturient in Hamburg in einem Programmkino gesehen habe, ein Stück zurückgehe in meine Jugend.
Wie glücklich sind Sie über den erfolgreichen Start von „Babylon Berlin“?
Wir sind sehr, sehr happy. Und ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich noch zufriedener und noch überraschter bin über den Erfolg, als ich es in meinen kühnsten Träumen erwartet hätte.
Warum?
Ich habe gesagt: „Babylon Berlin“ ist für uns dieses Jahr wichtiger als die Bundesliga! Und damit hätte ich natürlich grandios scheitern können. Und ich habe gesagt: „Erfolg ist für mich nicht die Quote, sondern Erfolg ist, wenn Deutschland darüber spricht!“ Die Reaktionen – sei es von Kritikern, unseren Zuschauern, Mitarbeitern oder Businesspartnern – und die Quoten bestätigen mich darin, dass genau das mehr als gelungen ist. Deutschland spricht über „Babylon Berlin“, viele im In- und Ausland setzen sich damit auseinander.
Ich möchte Sky zur Nr. 1 im Serienbereich machen
Ist es ein großer Unterschied, weil Sie bei Serien mehr Einfluss haben als beim Fußball? Da besitzen Sie nur Übertragungsrechte, den Rest bestimmen die Vereine …
Schöner Vergleich, aber wir haben auch den Fußball über viele Jahre visuell geprägt und arbeiten jeden Tag journalistisch und produktionstechnisch an einem perfekten Ergebnis. Die beste Fußballberichterstattung in Deutschland ist in den Köpfen der Menschen eng mit Sky verbunden. Denselben Erfolg möchte ich mit unserer Serienoffensive in den nächsten drei Jahren erreichen. Ich möchte Sky zu Deutschlands Nr. 1 im Serienproduktionsbereich machen!
Das ist mal eine Ansage!
Ja, das muss mein Ziel sein, sowohl in der Qualität als auch in der Wahrnehmung der Menschen. Das Reizvolle daran ist außerdem, dass wir es damit schaffen, Sky deutlich für neue Zielgruppen attraktiv zu machen: Frauen, jüngere Zuschauer, Menschen aus urbanen Lebensräumen, die uns auch oftmals entgegnen: „Ich habe Sky nicht, weil ich mich nicht für Fußball interessiere.“ Damit will ich ein für alle Mal aufräumen, dafür habe ich drei Jahre Zeit. Sky für jedermann ist im Entstehen.
Du musst angemeldet sein, um Bilder zu sehen.
Schmidt kreiert für Sky jenseits der Bundesliga neue Entertainment-Highlights
© Roderick Aichinger
Beides. Wir wissen, dass ein Segment wie Abonnenten-Fernsehen in Deutschland immer mit Sport verbunden sein muss, damit man wirtschaftlich zu maximalem Erfolg kommt. Natürlich beobachten wir Entwicklungen im Sportrechtemarkt. Eine unserer Überlegungen ist es, sich in Zukunft mehr Unabhängigkeit zu erarbeiten. Wie das genau aussieht, wird sich durch unsere Erfolge und unser Tempo bei Eigenproduktionen erweisen. Wir müssen aber auch schauen, dass wir nicht zu weit vor der Welle sind, wir müssen unsere Konsumenten mitnehmen.
Was heißt das?
Alle reden jetzt über die Serien, nun ist aber nicht jede Serie ein Hit. Also müssen wir sehr selektiv bleiben, das Neinsagen nicht verlernen, damit wir hier nicht etwas gefährden, was für die Zukunft ein Ballast wird. Mit „Babylon Berlin“ haben wir eine sehr gute Basis geschaffen. Qualität kennt keine Kompromisse!
Fürs schnelle Medienbusiness zeigen Sie eine außergewöhnliche Kontinuität, 19 Jahre in einer Firma zu sein …
Ich bin ein Mensch, der etwas zu Ende bringen und abliefern möchte. Ich hätte nicht meinen Frieden gefunden, wenn ich ein Unternehmen verlassen hätte, das nicht profitabel ist. Und Sky hat lange gebraucht, um dorthin zu kommen. Ich werde nie vergessen, als mein Vorgänger, Brian Sullivan, 2010 zum Unternehmen kam und wir zusammen nach Hamburg geflogen sind. Er fragte mich: „Carsten, warum bist du noch hier?“ Da sagte ich: „Brian, ich möchte dabei sein, wenn dieses Unternehmen es allen Skeptikern und Pessimisten zeigt und aus Mitleid Neid wird. Das haben wir geschafft. Das ist es, was mich anzündet, was mich jeden Morgen aus dem Bett bringt. Das ist die Mission, für die Mitarbeiter und für das Unternehmen zu zeigen, dass wir nicht der defizitäre Pay-TV-Sender, sondern das führende Entertainment-Unternehmen in Deutschland sind.
Der Preis für Fußball ist nicht unendlich steigerbar
2012 haben Sie die Fußballrechte für 485 Millionen Euro gekauft. Aktuell liegen sie bei 876 Millionen. Wie fühlt sich das für Sie an?
Das fühlt sich beides als Erfolg an, weil die Zahlen als solches nichts bedeuten. Die Summen muten – wie auch die Ablöse von 222 Millionen Euro für Neymar – einfach groß und ungewohnt an. Wichtig ist aber der Plan, der beschreibt, wie man das Geld im Sinne des Unternehmens einsetzt und Werte schafft. Sky ist es gewohnt, auch mit wuchtigen Investitionen sehr erfolgreich weiterzuarbeiten und weiterzuwachsen.
Lässt sich der Preis für Fußball unendlich in die Höhe treiben?
Nein, aus meiner Sicht ist er nicht unendlich steigerbar, wenn man ernsthafte Partnerschaften hat. Möglicherweise gibt es aber Unternehmen, die mit dem Fußball im eigentlichen Sinne nicht das Geschäft machen möchten, dann entsteht eine Sondersituation. Aber vielleicht will der Fußball ein solches Hyperwachstum auch gar nicht mehr. Es läuft gerade eine Debatte in Deutschland, die sehr interessant ist …
Du musst angemeldet sein, um Bilder zu sehen.
Carsten Schmidt und GQ-Chefredakteur Tom Junkersdorf
© Roderick Aichinger
Ob sich der Fußball auf die neuen Player, die langsam schon in die Märkte eingetreten sind oder ihren Eintritt prüfen, mittel- und langfristig verlassen kann. Gerade in Deutschland sind vertrauensvolle Partnerschaften immer noch sehr gefragt. Ich erwarte, dass der deutsche Fußball hier weiter sehr verantwortungsbewusst vorgehen wird und nicht dem schnellen Geld zu jeder Kondition den Vorrang einräumt.
Ärgert es Sie, dass Sie 876 Millionen Euro für Fußballrechte bezahlen und trotzdem nicht in die Kabinen dürfen – da machen die Spieler lieber alle selbst ihre Social-Media-Videos und damit ihre Eigenvermarktung.
Das ist und bleibt falsch! Und es ist kontraproduktiv, aber ich bin Realpolitiker. Unnachgiebig kritisch bin ich aber mit den Aktivitäten der Clubs, die zusehends selbst Programme entwickeln und dafür auch Zeit von ihren Spielern und Trainern abfordern. Da ist für mich eine Grenze überschritten, weil uns als wirtschaftlich ins Risiko gehenden Partner diese Zeit dann eben nicht mehr zur Verfügung steht und unsere Berichterstattung dadurch mehr und mehr eingeschränkt wird, indem wir weniger Zugang haben zu der journalistischen Betrachtung, die der Zuschauer unabhängig, nicht geprägt durch eine Vereinsbrille, erwartet und für die er zahlt. Dieser Trend gefällt mir nicht und er muss korrigiert werden.
Wie sehen Sie die Konkurrenz mit Netflix, Amazon Prime und anderen Streamingdiensten?
Zum einen haben wir mit Sky Ticket bereits ein hervorragendes Streamingprodukt, das wir im nächsten Jahr noch besser machen wollen. Zum anderen ist Wettbewerb immer etwas, was die Sinne schärft, Höchstleistungen zu bringen. Ich möchte lieber Erster sein in einem kompetitiven Markt, als ganz allein in einem Segment unterwegs zu sein.
Quelle; GQ-magazin